Heterogenität, Inklusion, Integration

Heterogenität ist ein Thema, das wir an der Pädagogischen Hochschule immer wieder diskutieren. Die Gruppen von Schülerinnen und Schülern, die wir unterrichten, sind zusammengesetzt aus Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten, vielfältigen Hintergründen und sehr unterschiedlicher Motivation. Wir unterrichten junge Frauen und Männer gemischt, wir treffen auf Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, aus reichen und aus armen Familien, aus einem unterstützenden und hemmenden Umfeld. Die Institution Schule sortiert in der Hoffnung, einheitliche Gruppen zu erhalten, denn klassischer Unterricht funktioniert nur, wenn alle schüler gleich motiviert sind (das ist eine Prämisse).

Aus allgemeinem Interesse schaue ich ab und zu Quarks & Co, eine Wissenschaftssendung des WDR. Letzte Woche war das Thema “Inklusion”, also das Einschliessen von Menschen mit Behinderung in den Rest der Gesellschaft, zum Beispiel das Unterrichten von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in der allgemeinen Schule. Durch solche Massnahmen wird die Heterogenität im Klassenzimmer erhöht und die Anforderungen an die Lehrperson steigen. Die Sendung geht das Thema gründlich an, erklärt, was mit Inklusion gemeint ist, zeigt ein Streitgespräch, in dem Experten Vor- und Nachteile besprechen, und begleitet drei betroffene Kinder (ein sozial auffälliger Junge, eine Autistin sowie ein Mädchen mit einer Knochenkrankheit). Die ganze Sendung kann jederzeit online angeschaut werden.

In der Sendung werden auch verschiedene Modelle der Inklusion erklärt. Da ich aus rechtlichen Gründen dieses Video nicht einfach hier zeigen darf, hab ich anhand ebendieser Vorlage selber ein Video gemacht, in dem ich die vier Modelle (und Grade) der Inklusion zeige.

Ausserdem ist mir in dieser Sendung bewusst geworden, dass Integration und Inklusion nicht dieselbe Bedeutung haben. Anscheinend ist Integration zwar die die Aufnahme von Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in die allgemeinen Schulen, und diese werden da zwar toleriert, aber nicht richtig mit einbezogen.

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4 Gedanken zu „Heterogenität, Inklusion, Integration

  1. Caroline sagt:

    Liebe Martina
    Vielen Dank für deinen lesenswerten Blogeintrag und die Klarstellung zwischen Integration und Inklusion; die Abgrenzung war mir selbst auch nicht ganz klar. Als Schwester eines Menschen mit Down-Syndrom interessiert mich das Thema der Inklusion von geistig behinderten Personen in der allgeminen Schule besonders. Das Einbeziehen dieser Menschen in die Gesellschaft finde ich wichtig und auch richtig. Trotzdem bin ich skeptisch, ob eine so hohe Heterogenität wirklich funktioniert. Theoretisch hört sich die Idee der Eingrenzung behinderter Kinder, das gemeinsame Lernen, Helfen und Fördern toll an. Soziale Kompetenzen können gefördert werden. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Für eine solche Umsetzung braucht es Geld, spezielle pädagogische Ausbildungen und starke Nerven. Hier ein Spiegel-Artikel, der die problematische Situation in Deutschland genauer beschreibt:

    http://www.spiegel.de/schulspiegel/inklusion-probleme-bei-integration-behinderter-kinder-in-regelschulen-a-876847.html

    Eine Inklusion ist zwar wünschenswert, aber oftmals einfach nicht umsetzbar.

    • Danke für den Link, ich habe den Artikel mit viel Interesse gelesen. Vielen Dank vor allem auch, dass du deine Meinung aufgrund deiner Erfahrungen hier teilst. Ich bin sehr gespalten, was sinnvoll ist, und glaube vor allem nicht an eine allgemein gültige Lösung. Allerdings habe ich diesbezüglich noch keine Erfahrungen gemacht und spreche deshalb nur aus einer Beobachterperspektive.

  2. valerieernst sagt:

    Liebe Martina, du sprichst ein sehr interessantes Thema an, das auch mich betrifft und beschäftigt. Ich arbeite an einer Primarschule als Stützlehrkraft und wir bieten auch neben dem Unterricht speziell für leistungsschwächere Kinder (teilweise mit entwicklungspsychologischen Beeinträchtigungen) einen Stützunterricht an.Die Arbeit gefällt mir sehr, ist aber, wie du sagst, gleichzeitig sehr anstregend und mit mehr Aufwand für die Lehrkraft behaftet. Vor allem wichtig sind hier die pädagogisch-psychologischen und sozialen Kompetenzen einer LP (vor allem die Geduld und die Frustrationstoleranz), die man sich nicht einfach so anlesen kann, wie die fachliche Kompetenz. Deine Präsentation war sehr hilfreich für mich, da ich bis jetzt nie so richtig den Überblick darüber hatte, wie sich Inklusion eigentlich konkret umsetzen lassen kann – vielen Dank und liebe Grüsse!

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